Verlorene Biografien

In diesem Projekt richte ich meine Aufmerksamkeit auf das Unbeachtete, auf den Müll, der sich unaufhaltsam in unsere natürliche Umgebung einschreibt. Es ist eine Suche nach einer stillen, vielleicht sogar verstörenden Ästhetik inmitten des scheinbar Abstoßenden, eine Suche, die in ihrer dokumentarischen Ehrlichkeit die ungeschönte Realität offenbart.

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Die erste Begegnung mit dieser Thematik fand an einem rauen Dezembertag am Strand von Blåvand statt. Die schiere Menge an angeschwemmtem Zivilisationsmüll wirkte auf mich zutiefst ambivalent – schockierend in ihrer Präsenz und doch auf eine eigentümliche Weise faszinierend in ihrer Banalität. Dieser Augenblick des intuitiven Auslösens markierte den Beginn einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit den verborgenen Geschichten hinter diesen Fragmenten unseres Konsums. Die gefundenen Gegenstände werden zu stummen Zeugen vergangener Momente, zu Indizien der Leben ihrer einstigen Besitzer: die leeren Gläser der Familie, die den süßen Geschmack teilte, der abgenutzte Helm des Handwerkers, Zeugnis seiner Arbeit. Der Müll spiegelt unseren Alltag wider und die oft unbeachteten Konsequenzen unserer Gewohnheiten.

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Die Umweltverschmutzung, eine zerstörerische Kraft, die Leid verursacht und uns in eine kollektive Verantwortung zwingt, wird in diesen Bildern auf eine paradoxe Weise inszeniert. Der Müll erscheint beinahe als ein integraler, wenn auch befremdlicher Bestandteil der Landschaft, eine stille Akzeptanz unserer oft unreflektierten Handlungen. Diese Fotografien sind weniger eine laute Anklage, sondern vielmehr eine stille Einladung zur Selbstreflexion. Sie konfrontieren uns mit dem Spannungsfeld zwischen unserer Ablehnung der Umweltzerstörung und der manchmal irritierenden Anziehungskraft, die von diesen Zeugnissen unseres Konsums ausgeht. Es ist ein Versuch, die unbequeme Wahrheit ins Bewusstsein zu rücken und einen Dialog über unser fragiles Verhältnis zur Natur anzustoßen.